JACOBS MOOR - All That Starts
So ganz einfach ist es mit „All That Starts“, dem ersten Album der Österreicher Jacobs Moor nicht.
Stilistisch mischt man viele Elemente, eine flüssige Nachvollziehbarkeit erschließt sich bei ersten Hören nicht direkt. Nun gibt es aber ja immer wieder Alben, die mit der Zeit und mehrmaligem Hören wachsen. Ich könnte mir durchaus vorstellen, daß „All That Starts“ genau solch ein Album ist.
Denn...zum einen hat man mit Richard Krenmaier (ehemals Stygma IV oder auch mal Stygmata oder Stygma genannt) einen namhaften und formidablen Sänger in den Reihen. Zum anderen besitzt die Instrumentalfraktion ebenfalls einiges an Ehrfahrung im Musikzirkus und somit hörbar ausgiebiges Können.
Eröffnet man die Platte mit dem Intro „Moor“ noch mystisch vielversprechend, verwundert die moderne musikalische Ausrichtung des folgenden „Between the Lies“ um so mehr. Hier wird beinahe metalcore-lastig gescreamt und mit alternativen Sounds experimentiert. Kann man dem melodischen Refrain noch etwas abgewinnen, wirken die Screams irgendwie halbgar und nicht so recht passend.
Glücklicherweise wird’s danach besser. „Faceless Man“ besitzt zwar auch den ein oder anderen Scream, aber der Song kommt wesentlich progressiver rüber und wirkt melodie-orientierter, so daß die tolle Stimme von Richard erstmals voll zur Geltung kommt.
Richtig stark dann „Unfound“. Tolle Gitarrenmelodien, noch einen Tacken mehr progressivere Parts und Richard's Vocals, wie man sie sich wünscht. Hinzu kommt ein toller Songaufbau und ein stimmiger Refrain. Dies ist beispielsweise ein Song, welcher bereits nach dem zweiten hören wächst. Letztendlich werden in den mehr als 6 Minuten modernere Sounds nicht komplett ausgeschlossen, aber in sich wirkt alles mehr traditionell, wie gesagt mit hoher progressiver Schlagseite. Starker Titel !
Um einiges thrashiger geht es zu bei „The Truth“. Zumindest gesanglich. Der angetippte Gitarrenlauf wirkt irgendwie witzig und generell fehlt etwas der rote Faden. Gegen die Songidee ist grundsätzlich nichts zu sagen, mir persönlich ist der Track aber 3 Minute zu lang.
Da kommt der Titelsong gerade recht. Halb-balladeske Nummer mit herrlichen Vocals und klasse Refrain. Die ein oder andere Violine bringt sich mit ein und verleiht dem Song eine weitere Note, die gut dazupasst. Zwar wird man zwischendurch mal härter und ein Gitarren-Solo Duell feuert ein paar Salven ab, der Gesamteindruck einer ruhigeren Nummer bleibt dennoch erhalten.
Viel ändert sich auch mit dem Rest des Albums nicht. Teils thrashig („New Tomorrow“), dann wieder die schnellere Progmetal-Schiene („Last Remaining Light“). Alles mit viel Kompetenz vorgetragen, aber ohne sofortigen Ohrwurm-Charakter.
Obwohl, wenn es einen Song gibt, der recht flott ins Ohr geht, ist dies „Jaded“. Mit der melodischste Song des Albums, erneut mit tollem Refrain gesegnet. Obwohl sich zwischendurch manch Passage eingeschlichen hat, beispielsweise ein Spoken Word Part, der den Songfluss bremst.
Ich denke, man muß dem Werk von Jacobs Moor ein paar Durchläufe gestatten, bis sich die Songs bei einem festsetzen können. Von ein paar meiner Meinung nach halbherzigen Nummern durchaus die Mehrheit derselbigen. Gerne hätte ich hinter den meisten Songs mehr Power gehabt und manches Mal mehr Eingängigkeit. Aber, wie bereits erwähnt, der Anspruch wächst im Leben immer mit der Nachhaltigkeit. Und das Album scheint mir dafür durchaus geeignet.
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